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Große Gönnerin zieht alle Register

CHRISTUSKIRCHE: Traudl Engelhorn spendet 400.000 Euro / Fundament für Sanierung der Orgel / Stiftung als Stütze der Gemeinde

"Geradezu überwältigend" fand Dr. Karl Schneider das, was er jetzt erfuhr: Wenn die von ihm gegründete "Stiftung Christuskirche" am Sonntag ihr sechsjähriges Bestehen begeht, dann hat sie besonderen Grund zum Feiern: Die erste Zustifterin, Traudl Engelhorn, sagte eine Großspende von 400.000 Euro speziell für die Sanierung der Orgel der Christuskirche zu.

"Sie hat damit den Grundstein gelegt, das Werk in Gang zu setzen und bis zum Lutherjahr 2017 zu vollenden", freut sich Schneider, in Mannheim als ehemaliger Vorstandssprecher von Südzucker (1982 bis 1993) bekannt. Seine Frau Renate Schneider spricht vom "Fundament", das nun gesichert sei und die Rettung der Steinmeyer-Orgel, die in den vergangenen Wochen viel Anteilnahme aus ganz Mannheim erfahren habe, ermögliche.

"Das Mannheimer Wundwerk", schrieb der Leipziger Komponist Sigfrid Karg-Elert über die älteste und größte der drei Orgeln der Christuskirche. Sie ist mit 96 Registern auf vier Manualen und Pedal sowie 7869 klingenden Pfeifen die größte Denkmalorgel Baden-Württembergs und eine der wenigen großen Konzertorgeln der Spätromantik, die beide Weltkriege fast unversehrt überstanden hat. Doch nun droht ihr die Stilllegung, weil die - teils noch von 1911, teils von 1934 stammenden - elektrischen Verkabelungen heute nicht mehr zulässig sind. Auch die Pneumatik ist kaputt, eine komplette Sanierung unvermeidlich.

Die Christuskirche hat daher im Januar die Kampagne "Rettet das Mannheimer Wunderwerk" gestartet, zahlreiche Benefizveranstaltungen initiiert. Zugleich wurden vier Angebote eingeholt. Sie ergaben, dass die Sanierung mindestens 850?000 Euro kosten wird, wovon die Badische Landeskirche und die Pfarrgemeinde aber nur 150 000 Euro aufbringen können. Die Stiftung Christuskirche sagte gleich zu, sich hier zu engagieren - und Traudl Engelhorn (Bild) wandte sich dann an das Stifterehepaar Schneider, um einen großzügigen, ganz maßgeblichen Beitrag dazu zu leisten. Sie war lange Mitgesellschafterin der Pharmafirma Boehringer Mannheim, ist auch eine große Gönnerin der Reiss-Engelhorn-Museen. "Sie sieht ihre Zuwendung als Dank an ihr Mannheimer Gotteshaus, in dem ihre Kinder Taufe, Konfirmation und Hochzeit erleben durften", so Dr. Karl Schneider nach einem Gespräch mit ihr.

Durch den im März verstorbenen Pfarrer Lang, dem sie beim letztjährigen Adventsabend "Christuskirche im Kerzenschein" noch einmal begegnet war, habe sie eine lange seelsorgerliche Begleitung erfahren. Das sei der Anstoß für die großherzige Spende, so Schneider, mit der sich Traudl Engelhorn "erneut als große Wohltäterin der Christuskirche erwies".

"Das ist wirklich ein ganz großes Geschenk für uns", freut sich Pfarrer Stefan Scholpp. Nehme man die anderen Spenden und die Einnahmen aus Benefizveranstaltungen dazu, seien von den 850?000 Euro Gesamtkosten nun fast 600?000 Euro abgedeckt. "Das macht uns Mut, dass sich auch noch für den restlichen Betrag Gönner finden", so Scholpp. Schließlich gebe es über die große Spende für die Orgel hinaus in der Gemeinde eine "erstaunliche, unglaublich große Verantwortungsbereitschaft". Die Stiftung habe sich zu einer "enormen Stütze unserer Christuskirche und darüber hinaus entwickelt", so der Pfarrer dankbar: "Wir kommen nicht nur in den Genuss von Geld, sondern es gehen von der Stiftung auch zahlreiche Impulse aus, die bereichernd sind!"

Von der Kirchenmusik über die Leuchtstelen auf dem Vorplatz, die Außenbeleuchtung des prachtvollen Baus, die Ausstellung "100 Jahre Christuskirche" in den Reiss-Engelhorn-Museen, die Sanierung des Glockenstuhls, den jährlichen Weihnachtsbaum oder Ausgaben für den Kindergarten - ein Großteil der Stiftungsgelder fließt in die Gemeinde. "Wir wollen identitätsfördernd wirken, den Zusammenhalt stärken und Beiträge leisten, damit die Christuskirche unter dem goldenen Engel ein Leuchtturm für unsere Stadt und darüber hinaus bleiben kann", so Dr. Karl Schneider. Aber auch in das Kinder- und Jugendhospiz Clara, in die Neckarstadt, die Posaunenchöre und den Hochseilgaren flossen schon Mittel, seit Gründung der Stiftung insgesamt 208?743,25 Euro.

© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 29.04.2015 von unserem Redaktionsmitglied Peter W. Ragge

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